Pressemitteilung vom 25.04.2023
Ehemaliger Mitarbeiter steht unter dem Verdacht weibliche Werkstattbeschäftigte mit Behinderung sexuell belästigt zu haben.
Wir sind eine anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Die Menschen die unsere Werkstatt nutzen, haben überwiegend geistige oder mehrfache Beeinträchtigungen. Wir bieten Menschen mit Behinderung und besonderem Förderbedarf, die dem Arbeitsmarkt nicht, noch nicht oder noch nicht wieder zur Verfügung stehen, Teilhabe am Arbeitsleben. In der Regel arbeiten unsere Beschäftigten in Arbeitsgruppen a 12 Personen zusammen, die von einem Gruppenleiter mit grundständiger Berufsbildung und einer sonderpädagogischen Zusatzausbildung betreut und im Arbeitsprozess begleitet werden. Darüber hinaus finden begleitende Maßnahmen zur ganzheitlichen Förderung, wie z.B. sportliche Aktivitäten, Mathe- und Deutschkurse und gestalterisches Arbeiten statt.
Wir sind aktuell mit einem schwerwiegenden Vorfall konfrontiert. Ein ehemaliger Mitarbeiter unserer Zweigstelle in Ludwigsfelde steht unter dem Verdacht, seine Betreuungs- und Vertrauensposition ausgenutzt und mehrere weibliche Werkstattbeschäftigte mit Behinderung sexuell belästigt zu haben.
Seit Ende letzten Jahres haben sich nacheinander mehrere Frauen der Sozialarbeiterin in unserer Einrichtung anvertraut, ca. ein halbes Jahr nachdem der mutmaßliche Täter sein Beschäftigungsverhältnis in der Werkstatt durch Eigenkündigung bereits beendet hatte. Laut den übereinstimmenden Berichten der betroffenen Frauen soll, der mutmaßliche Täter die Kontaktaufnahme über Social Media (Facebook, Whats App) außerhalb der Arbeitszeiten mit ihnen angebahnt und forciert haben. Er soll den Kontakt über einen längeren Zeitraum ausgebaut und beispielsweise pornografische Bilder seiner eigenen Person an die Betroffenen verschickt haben. Die betroffenen Frauen teilten der Sozialarbeiterin auch mit, dass es dabei auch zu körperlichen Grenzverletzungen, in Form von unerwünschten Annäherungen und Berührungen gekommen sei. Zudem soll er sich vor den Frauen selbst befriedigt haben. Er soll den beeinträchtigten Frauen das Gefühl vermittelt haben, dies seien völlig „normale“ Handlungen. Er habe gezielt versucht Situationen herbeizuführen, in denen er mit den Betroffenen allein sein konnte.
Der mutmaßliche Täter hat nach unserem derzeitigen Kenntnisstand damit nicht nur das Vertrauen der betroffenen Frauen ausgenutzt, sondern muss auch bewusst und planvoll gegen unsere strengen Regeln und Standards verstoßen haben. Zu diesen Standards gehören neben einem pädagogischen Konzept auch ein internes Qualitätsmanagement, die umfassende pädagogische Ausbildung des betreuenden Personals, regelmäßige Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für das betreuende Personal, ein Gewaltschutzkonzept, sowie eine Hinweis- und Beschwerdestelle. Des Weiteren ist jeder Mitarbeiter in unserem Unternehmen verpflichtet, in regelmäßigen Abständen ein erweitertes Führungszeugnis vorzulegen.
Wir haben nach Bekanntwerden der Verdachtsfälle unsere internen Standards diesbezüglich gezielt intensiviert und einen Verhaltenskodex entwickelt, der die Regeln zum Schutz unserer Beschäftigten nochmals verschärft, z.B. mit einem Verbot der Kontaktaufnahme über soziale Medien für das betreuende Personal. Eine externe und unabhängige Beratungsstelle unterstützt uns mit zusätzlicher Expertise. Eine intensive Auseinandersetzung mit allgemeinen Täterstrategien fand statt, um das Bewusstsein auf Leitungsebene nochmals zu schärfen und frühzeitiger ähnliche Situationen zu erkennen.
Die Betroffenen haben bei der Polizei Anzeigen erstattet und werden durch unseren Sozialen Dienst weiterhin betreut und begleitet. Zudem haben wir zusätzliche Hilfen aktiviert, wie z.B. psychologische Gesprächsangebote und die Betreuung für Kriminalitätsopfer durch den Verein „Weißer Ring e.V.“ und die „Opferhilfe Land Brandenburg e.V.“. Unser Werkstattrat sowie die Frauenbeauftragte, als Interessenvertretung der Beschäftigten, sind eingebunden worden und die Präventionsangebote für die Beschäftigten wurden verstärkt. Dabei geht es um die Selbstbestimmungsrechte und das Empowerment in einfacher Sprache für Menschen mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Sorgen und Nöte werden sowohl in Frauenrunden als auch im Kreis der männlichen Beschäftigten besprochen und Aufklärung geleistet. Eine Gefährdungsanalyse und Objektbegehung gemeinsam mit den Beschäftigten fand statt, um nach einem Ampelsystem Orte zu kennzeichnen, die potentielle Gefährdungen aufdecken sollen.
Wir gehen den Schritt an die Öffentlichkeit bewusst und mit dem Einverständnis der betroffenen Frauen. Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der Betroffenen und Angehörigen, sowie der laufenden Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft, können wir derzeit leider keine weiteren Angaben machen.
Wir sind tief bestürzt über die Berichte der betroffenen Frauen. In unserem Unternehmen gibt es null Toleranz gegenüber Machtmissbrauch jeglicher Art. Der unermüdliche Einsatz unserer Mitarbeiter für das Wohlergehen der bei uns arbeitenden Menschen mit Behinderung und besonderem Förderbedarf wird durch derartige Verfehlungen des ehemaligen Mitarbeiters entwertet und in Frage gestellt. Wir setzen alles daran, um zur Aufklärung beizutragen und prüfen derzeit, ob unsererseits rechtliche Schritte gegen den mutmaßlichen Täter eingeleitet werden können. Unser Hauptkostenträger, der Landkreis Teltow-Fläming, ist informiert. Wir stehen in engem Austausch zu den Vorfällen.
Ansprechpartner für Presseanfragen:
Mario Zeyner (Geschäftsführer)
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